Was wüssten wir vom Glück
ohne sein Gegenteil
denke ich,
von meinem Balkon aus
aufs Wasser schauend
und das ochsenblutrote Haus
am Ende der Bucht
vor dem Panorama der Berge
was wüssten wir
ohne die fünfzehn Mal wiedergekäuten
Brocken
in der Sitzung
gut abgehangen und halbverdaut
und ohne das „Ich hab da noch ne Frage“
und den gemurmelten Fluch
nachts um halb elf
wenn wir den Schlüssel
in die Haustür stecken
was wüssten wir
die wir den Krieg erfunden haben
und die Schützengräben
zwischen den Zimmerlinden
vom Glück eines Nachmittags
wenn die Regentropfen auf dem See
ihre Kreise zeichnen
und die Pinien vor Nässe glänzen.
Bernd Giehl 16.04.2004