Wallfahrtskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit
Berta Wilhelmine trat den Rückweg an und schlenderte durch die Gassen. Sie wollte sich die Füße vertreten, wie sie immer sagt, dabei natürlich auch noch ein wenig den Ort ansehen und anschließend in die Basilika gehen. Der mit gelb- weißen Fahnen geschmückte, Kirchplatz war bereits Menschenleer. Ihr Vorhaben in dem Sakralen Bau der Orgelmusik, die bis nach draußen zu hören war, beizuwohnen und damit den Tag ausklingen zu lassen, wurde kurz nach ihrem Eintreten jäh beendet.
Kaum hatte Berta sich in einer der hinteren Kirchenbänke niedergelassen, klopfte ihr auch schon eine der anwesenden Flügelhauben- Trägerinnen auf die Schulter und belehrte sie, die Kirche sei bereits geschlossen und sie möchte diese doch wieder verlassen. Auf die Frage, weswegen dann alle die anderen Menschen noch hier seien, wurde sie leicht vorwurfsvoll darauf hingewiesen, dass dies die Gläubigen der Wallfahrt wären, die dürften bleiben so lange sie wollten. Also, was nun? Jetzt wusste Berta das auch. Genau genommen war sie demzufolge keine Wallfahrerin. Eine etwas fragliche oder eigenartige Interpretation für sie. Ihr sah man wohl schon von weitem an, dass sie in eine andere Fakultät gehörte und deswegen die Frömmigkeit ihr nicht ins Gesicht geschrieben war.
So kann es gehen! Also verdünnisierte sich die nicht fromme Wallfahrerin Berta Wilhelmine schleunigst, mit einem kleinen Lächeln um die Mundwinkel. Was wohl Hochwürden dazu sagen wird, wenn sie ihm das erzählte?
Jetzt wollte sie möglichst schnell zurück auf ihr „Zimmer.“ Inzwischen hatte sie sich überlegt noch ein wenig in ihrem Reiseführer, den sie sich unterwegs in Hersbruck gekauft hatte, zu stöbern. Da würde sicherlich einiges über die Basilika zur Heiligen Dreifaltigkeit und die dazugehörenden Wallfahrten stehen. Kaum zurück, schnappte sie sich den Führer “ Fränkische Schweiz“ Reisen & Wandern Kunst & Kultur, legte sich zu Bett und begann zu lesen.
Sie war nicht schlecht erstaunt, über das was hier berichtet wurde. Die Basilika zur Heiligen Dreifaltigkeit in Gößweinstein, soll die größte Pilgerstätte in Deutschland sein. Balthasar Neumann war der Erbauer dieser wundervollen barocken doppeltürmigen Kirche, deren Silhouette weit über den Ort hinausragt. Pro Jahr pilgern über 160 Wallfahrergruppen in das im Herzen der Fränkischen Schweiz gelegene Gotteshaus. Die dem Franziskaner Orden angehörenden und ansässigen Gottesmänner und Frauen betreuen das ganze Jahr die Pilger und Gläubigen. Die 1948 von Papst Pius XII in den päpstlichen Rang einer Basilika erhoben, als „Basilika Minor“ benannte Kirche hat dadurch einen besonderen Status. Das ist auch einer der Gründe weswegen so viele Gläubige an den hiesigen Wallfahrten teilnehmen. Der gesamte Ort ist darauf ausgelegt.
Nach und nach war Berta klar, weswegen ihr Hochwürden solch großen Wert auf diese Wallfahrt gelegt hatte, genau hierher nach Gößweinstein zu fahren. Bei dieser Vielzahl von Wallfahrtsorten der Fränkischen Schweiz hätte es durchaus auch eine anderer sein können. Aber die Basilika zur Heiligen Dreifaltigkeit, war eine absolute Besonderheit. Vielleicht hatte sie Hochwürden doch ein wenig Unrecht getan, als sie so wütend war, diese Pilgerfahrt in die Fränkische Schweiz mitmachen zu müssen. Na, ja, man wird sehen, ging es ihr noch durch den Kopf. Aber für heute genug, morgen war auch noch ein Tag. Und es gab sicherlich sehr vieles zu erkunden, zu erleben und zu bestaunen. Eines war sicher, die Fränkische Schweiz, schien Berta in vielerlei Hinsicht ein besonderes Landschaftliches und Kulturelles Kleinod zu sein. Ach ja und morgen war nun der große Tag der Wallfahrt. Hoffentlich war Hochwürden inzwischen schon angekommen, denn wie sich das hier gestalten sollte war ihr fremd und noch einmal der Aufforderung nachkommen zu müssen, die Kirche zu verlassen, das wollte sie nicht mehr riskieren.
Diese letzten fünf Bilder der Basilika Heiligen Dreifaltigkeit sind ein Auszug aus dem gleichnamigen Bericht der Tourist Information Bayern
2 Gedanken zu “Hochwürden geht auf Wallfahrt (6)*”
Ach Bertha. Diese Kirche ist doch wirklich schön. Um einen Eindruck von ihr aufzunehmen, braucht man Ruhe und Konzentration. Was lässt du ich auch durch Flügelhaubenträgerinnen vertreiben. Sie hat dir doch die rettende Ausrede schon angeboten. Du hätttest nur sagen müssen, du seist Teil der Wallfahrenden. Schon hätttest du bleiben dürfen.
Bernd
Der Blick von Berta Wilhelmine ist nicht Fromm genug, ganz offensichtlich. Wäre sie Fromm, hätte sie sich auch nicht vertreiben lassen. Bin gespannt wie diese Wallfahrt endet.