Jürgen

Liebe Verwandtschaft, Angehörige, Freunde und Bekannte,

für den ein oder anderen mag dies ein ungewöhnlicher Weg sein, Euch über den Gesundheitszustand von Jürgen zu informieren. Für uns ist es der Weg um mehr Zeit, Ruhe, Kraft und Freiraum zu haben sowie Euch zeitnah auf dem Laufenden zu halten.

Sonntag, 08.03.2020

Jürgen, auf seinem Weg nach nebenan …

Es ist heute Tag 4 seit Jürgen sehr früh am Morgen des 05.03.2020 nach dem Besuch zu Hause in der Rosenstrasse mit dem Sani in das Herz-Zentrum Konstanz eingeliefert wurde. Er ist mehr oder weniger in den Händen der Fachkräfte der Klinik zusammengebrochen und wurde umgehend an vielerlei Gerätschaften angeschlossen. Die Ursache ist, trotz der sehr grossen OP mit sehr gutem Ausgang von vor einem Jahr, die weiterhin fortschreitende Herzinsuffizienz. Vom Personal sagte es jemand mit den Worten „einmal Herzkrank, immer Herzkrank“. Nach sehr verhaltenem Optimismus am Donnerstag durch das Personal, sind täglich positive Signale von ihm zurückgekommen. Das sind so „Kleinigkeiten“ wie, dass er die erste Nacht stabil überstanden hat. Das Personal äusserte sich hierüber verhalten, aber positiv. Nach Nacht Nummer zwei waren sie sogar positiv überrascht. Zum einen über die erneute Stabilität während der Nacht, aber auch über die tagsüber durchgeführten Tests. Zur Klarstellung: er musste reanimiert werden und hat mit derzeit ~10%-Herzleistung ohne Geräteunterstützung nicht genug Kraft. Zur Schonung und der Möglichkeit für eine Art Erholung, sowie Vermeidung von Stress jeglicher Art, halten sie ihn auf einem entsprechenden Level schlafend. Unter anderem wurde er im Rahmen dieser Tests etwas aus dem Schlafmodus geholt. Er wurde angesprochen und musste Reagieren, auf Zuruf Extremitäten bewegen oder mit der Hand drücken. Dies hat er alles gemacht und ist ein sehr positives Zeichen. All dies ist Grundlage für die weitere Behandlung. Auch das Personal zeigte sich positiv, auch wenn es mit den üblichen Einschränkungen und Zurückhaltungen gezeigt wurde. Als Behandlungsmöglichkeit gibt es nur die Option für das Einsetzen einer Herzpumpe. Diese unterstütz das Herz und gewährleistet den Blutkreislauf. Hierüber werden am Montag 09.03.2020 nähere Einzelheiten mit der Klinik besprochen. Sollte sich am derzeitigen Zustand nichts verschlechtern, wird jedoch eine Verlegung in eine Spezial-Klinik notwendig. Hierfür ist Tübingen vorgesehen. Auf das bereiten wir uns momentan vor und hoffen, dass am Montag diese Entscheidung auch umgesetzt werden kann.

Ich denke es ist für jeden nachvollziehbar, wieviel Energie, Kraft und Zeit dies benötigt. Diese möchten wir voll ihm geben und haben uns daher für diesen Weg der Information an Euch entschieden. So gern wir auch mit jedem einzelnen Sprechen möchten, seht es uns nach. Über den Blog sitzt jeder in der ersten Reihe. Und Ihr könnt hier auch gerne jederzeit Feedback geben.

Montag, 09.03.2020

09:30
Die Nacht hat er gut überstanden und ist weiterhin stabil. Pläne über die Verlegung wurden im Klinik-Team besprochen. Abstimmungen mit der aufnehmenden Klinik Tübingen laufen. Eine Verlegung findet heute jedoch nicht statt.

14:00
Visite – vierköpfiges Team hat sich alle Werte angeschaut, hat sich untereinander besprochen und war soweit zufrieden. An manchen Stellen mit gelegter Kanüle für Zufuhr von Medikamenten und/oder Entnahmemöglichkeit für schnelle Analyse von Blutwerten (z.B. Blutentnahme und Auswertung findet alle ~2h statt!) seien manchmal Blutungen, welche jedoch auf Grund der Blutverdünnenden Medikamente vorkommen können und gleich versorgt werden. Abstimmung im Team und Anpassung der einzelnen Dosen. Alle Voraussetzungen für die Transportfähigkeit seien erfüllt. Mehr Informationen nach Team-Besprechung und Schichtwechsel ab 16h.

14:30
Dr. Ortwin Friesewinkel – Visite – optimistische für Verlegung und über den Gesamtzustand.

15:30
Im Rahmen der Schichtübergabe wurde besprochen, dass die Herz-Lungen-Maschine heute nicht zurückgefahren wird. Da heute keine Verlegung stattfindet, wurde der heutige Tag als weiterer Erholungstag verwendet und jegliche Art von Stress vermieden. Verlegung kann per Land oder Luft stattfinden, in jedem Fall findet sie nicht ohne die Herz-Lungen-Maschine statt.
Die Übernahme durch Tübingen ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschliessend geklärt. Die Vorbereitungen sind jedoch für Dienstag geplant.
Die Tiefe des Schlaf ist etwas zurückgefahren aber immer noch tief genug für weitere Erholung für Organe und Körper. Da das Blut durch die Herz-Lungen-Maschine läuft wird es zusätzlich vorgewärmt bevor es zurück fliesst. Dadurch hat er permanent 37°. Die Hautfarbe ist zwischenzeitlich auch wieder getönt und nicht pures Weiss. Auch die wegen Mangel zugeführte Flüssigkeit baut sich langsam ab und die Schwellungen gehen zurück. Niere arbeitet gut und transportiert alles ab.

22:00
alles stabil, Ruhe auf der Station.

Dienstag 10.03.2020

09:00
Heute früh war einiges los auf der Station und wir musste mehrfach anrufen. Von der Anästhesieärztin wurde erklärt, was die nächsten 6-8h gemacht wird. Das Hauptthema ist weiterhin die Stabilisierung, da er im aktuellen Zustand nicht nach Tübingen verlegt werden kann. Dies liegt an den blutverdünnenden Medikamenten, welche bei den aktuellen Dosen die Blutgerinnung stark erschweren und eine hohe Blutungsneigung nach sich ziehen. Dies führt dazu, dass auch aus der Lunge in den Schläuchen für die Beatmung Blut festgestellt wurde, nicht nur die üblichen Absonderungen von Schleim und Sekreten. In diesem Zustand ist dem Klinik-Team die Verlegung zu Risikoreich und erfüllt damit auch nicht die Grundanforderungen für die aufnehmende Klinik. Er bekommt jetzt den ganzen Vormittag die Betreuung der Anästhesie, unter deren Aufsicht die Blutverdünnung heruntergefahren wird. Auch die Phase an der Herz-Lungen-Maschine wird heruntergefahren. Damit man das einleiten kann werden, durch die Reduzierung der Blutverdünnung, andere Medikationen abgestimmt und verabreicht. Dann werden sie ihn von der Herzunterstützung entwöhnen, um zu sehen wie sein eigenes Herz damit umgeht und weitermacht. Die Herz-Lungen-Maschine unterstütz derzeit mit ~70%, die restlichen ~30% arbeitet er selber. Diese 100% entsprechen seiner derzeitigen Herzleistung von ~10-15%! Wie gesagt, alle diese Massnahmen dienen für eine bessere Blutgerinnung und weitere Stabilisierung für eine Verlegung. Im Moment ist er auf jeden Fall in guten Händen. Ein tolles Team!

@Erika: Alles Liebe und Gute zu Deinem Geburtstag. Wir denken an Euch und wünschen Euch einen schönen Tag sowie eine schöne Geburtstagsfeier. Auch vielen Dank für die Einladung, wir werden heute jedoch nicht kommen. Habt Spass und geniesst :-)!

16:00
anstrengender Tag. Für alle. Patient, Team und Angehörige. Vom Grundsatz alles stabil. Es läuft die „Entwöhnung“ von der Herz-Lungen-Maschine. Jede Stunde werden Anpassungen an Durchfluss und Dosierungen vorgenommen, damit sich der Körper daran gewöhnt um wieder voll selbständig zu arbeiten. Vermutlich wird er ohne diese Maschine verlegt werden. Die Rückmeldung von Tübingen ist im Team noch nicht bekannt, uns auch nicht. Im Moment läuft die tägliche Körperpflege. 

19:00
Der Zustand des Patienten hat sich etwas „beruhigt“ da der Ruhepuls durch die Anpassungen der Herz-Lungen-Maschine sich auf ~144 erhöht hat und sich am Abend zwischen 96 und 100 wieder eingependelt hat. Die Blutungen sind wesentlich zurückgegangen, d.h. auch diese Anpassungen der Medikamente verlaufen positiv.

22:30
Alles ruhig, alles gut, wird gerade fein gemacht für die Nachtruhe!

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