Mit Colombine über die Alpen

Reisebericht vom 03.07. bis 17.07.29015

Ziel ist der Lago del la Garda. Sehnsuchtssee vieler Nordeuropäer und in diesem Jahr auch von mir.

Samstag, den 04.07.2015

Die erste Etappe führte mich vom Bodensee bis Summaprada im Rheintal. Zur Einübung ging es dann erst einmal über die Schwägalp. Im Hotel Reich gab es einen Schweizer-Wurstsalat und ein kleines Zimmer für die Nachtruhe.

Sonntag 05.07.  – 8:00 Abfahrt über Nebenstrecken am Hinterrhein entlang über die Schwägalp.

Der Splügenpass war meine erste größere Herausforderung. Eigentlich eher die von Colombine. Beide haben wir sie super bewältigt. Schon um 11:15 waren wir auf 2.118 m und für ein Foto bereit :

Die Abfahrt war ein Genuss. Spitze Kehren. Dazwischen flache Strecken und Ortsdurchfahrten (z.B. Ciavenna). Kurz vor dem Comer See hat es mich dann versehentlich auf die Autobahn verschlagen. Keine Ausfahrt. Nur Tunnels am Stück. Erst in Bellano bekam ich die Ufer des Comer Sees wieder zu sehen. Auch Lecco sollte mich heute nicht lange aufhalten. Ein Quartier war zu finden. B&B gibt es ja heute fast überall. Doch erst musste ich zwei COMPLETTO verkraften. Aber freundlich wurde ich weitergeleitet und landete in Caprino Bergamasco bei B&B James. Für drei Nächte bei Signora … ein Zimmer mit 6 Betten, da hatte ich die Qual der Wahl. Ach ja, eine Hängematte stand auch noch zur Verfügung.

Montag, den 06.07.2015

Nach einem engl./ital. Frühstück ging es so gegen 10:00 Uhr los. Erst mal tanken. Das ist immer ein Akt, vor allem das Öl nicht vergessen beizugeben und die lose Tankdeckeldichtung nicht verlieren…
Ich wollte ins Hinterland und habe mich echt geärgert über die miserable Beschilderung. Das heißt, eigentlich gab es gar keine Beschilderung die mich die gewünschte Abzweigung finden lies. Mindestens drei mal musste ich umkehren. Aber so kommt der Vespafahrer ohne Navi mit der Bevölkerung in Kontakt, denn entweder waren die Orte auf der Karte nicht auf den Wegweisern, oder die Wegweiser enthielten nicht die Orte auf der Karte. Also nachfragen bei den Einheimischen. Da waren aber wiederum Sprachprobleme zu lösen. Ich kein Italienisch, die Befragten kein Deutsch und noch weniger Englisch. Immerhin verschlug es mich so auf Landstraßen, die wiederum nicht auf der Karte waren.

Wer kennt das Logo von SAN PELLEGRINO nicht von seinem Italiener her …?

Nach 174 Tageskilometer traf ich wieder in Caprino Bergamesco ein. Zuerst in der Bar ViviDiGusto eingekehrt und zwei Bier getrunken. Es war ja sooo ein heißer Tag! Und ich hatte immerhin 3 Pässe mit über 1.000 m Höhe bezwungen – bei Sonne pur mit 36 Grad!

Dienstag, den 07.07.2015

Fahrt zum Comer See nach Lecco.

Die noch nicht erwähnten Problemchen mit dem Vergaser von Colombine häuften sich. Die Wärme und die großen Höhenunterschiede machten sich also doch bemerkbar. Ein freundlicher MotoGuzzi-Oldtimerfahrer half mir an der Tankstelle, indem er einige Stellschrauben am Vergaser nachjustierte. Und tatsächlich, Colombine lief fast wieder ohne stottern und abstellen. Mit einem Abstecher in die „Berge“ nach Morterone wurde die Panne fast vergessen gemacht. 

Schlecht zum tanken mit der Vespa …

Mittwoch, den 08.07.2015

Schon sind die drei Übernachtungen bei B&B James vorbei. Schon vor dem Frühstück um 7:00 Uhr ist alles gepackt. Signora …. hat schon in Riva angerufen, mein Zimmer reserviert und schon auf meine mögliche späte Ankunft hingewiesen. Eigentlich wollte ich in Bergamo mir einiges ansehen und wieder galt es einen Pass zu bewältigen, nämlich den Paso Crocedomini mit immerhin 1.895 Höhenmeter. 

Bergamo habe ich dann aber doch nur peripher umfahren. Es war so viel Berufsverkehr und wieder eine ungenügende Beschilderung. Vor allem, wenn man auf Nebenstrecken ausweichen will wurde es schwierig. Einmal fragte ich einen Herren nach dem nächsten Ort. Nun, so bedeutete er mir, da war ich schon. Das freute mich dann aber schon sehr, also war mein Orientierungssinn doch nicht ganz so schlecht.

Sprichwörtlich: Die Friedhofstrasse in Bagolino!

Nach vielen Kilometern auf  Hauptstraßen (unfreiwillig), kurvenreichen Passabfahrten, stärkenden Pausen, traditionellen Tankstops und Bikergesprächen bei Fotostops, traf ich doch schon um 15:00 Uhr in Riva della Garda ein.
Alles viel besser gelaufen als gedacht.
Die Anspannung war verflogen. Da konnte ich in Ruhe auspacken, duschen, umziehen und gemütlich essen. Noch ein Verdauungs-Spaziergang zum See. Eine Karte bei der Tourist-Info besorgt. Natürlich schon viele Fotos gemacht. Gegen 19:00 hat der Wind am See abgeflaut. Es hatte aber immer noch 30 Grad! Um 21:00 Uhr bin ich angezogen auf dem Bett liegend eingeschlafen und erst am nächsten Tag um 8:00 Uhr wieder aufgewacht. Das spricht für sich.

Donnerstag, den 09.07.2015

Den Tag gemütlich angegangen. Erst gegen 12:00 aufgebrochen Richtung Tignale. Lange danach gesucht und doch nicht gefunden, denn das ist kein Ort, sondern ein Gebiet. Alle Wege abgegrast bis mir schwindlig wurde.

Weitere Ortschaften angefahren: Tremosine, Gargnano (Tankstopp), Limosine, Riva, Arco und Dro. In Dro hätte ich eine Übernachtungsalternative gehabt. Nicht gefunden, aber ich blieb gerne beim „Patrone“ in Riva, denn Dro liegt doch schon sehr im Tal.

Freitag, den 10.07.2015

Schon um 9:00 zum Aufbruch bereit. Lago di Molveno im Norden war das Ziel. Wieder nur einige Orte: Tenno, Fiave, Ponte Arche (Zündkerzenwechsel), San Lorenzo, Andalo, MonteBondone, Pergolese, Lasine, runter nach Garniga (null Verkehr!), Aldeno, Mori und zurück nach Riva. Den Sonnenuntergang an einer Aussichtstelle abgewartet. Allein diese Namen zu lesen und zu hören erweckt Urlaubsfeeling mit Gänsehauteffekt.

Samstag, den 11.07.2015

Nur für mich eine Fähre !

Dem Ostufer des Lago di Garda entlang bis Malcesine. Mächtig was los hier. Gleich zur Fähre nach Limone. Das einzige Fahrzeug an Bord war meine Vespa. Ich glaubte es kaum. 

Zurück dann mit Begleitschutz  !

In Limone leider auch viel los. Wochenende und Ferienbeginn, klar. Weiter am Westufer nach Maderno. Stärkung im Schatten von Platanen bei Pizza und Aqua Minerale. 

Dann wieder mit Fähre zurück ans Ostufer nach Torri und in Porto di Brenzone am Hafen bei Chips und Softdrinks die Ruhe hier genossen. 

Gemütliche Rückfahrt am Ufer entlang nach Riva und nach duschen, umziehen und essen noch einen ausgiebigen Stadtrundgang  unternommen. Natürlich nicht ohne das lebhafte Treiben in den Straßen und am Hafen auch fotografisch festzuhalten.

Sonntag, den 12.07.2015

Eigentlich ein Ruhetag. Aber wie wäre es mit einem kleinen Ausflug an den Lago di Ledro?
Direkt dahin wäre es aber langweilig. Und wenn man die Nebenstrecke nicht findet, dann landet man auf dem Passo Nota auf 1208 m in einem Naturschutzgebiet. Die Strassen werden zu Schotterpisten und schließlich zu Wanderwegen. Und irgendwann kehrt der Vespafahrer vernünftigerweise um. Schließlich hat er keine Enduro unter seiner Sitzfläche. Der Lago di Ledrol liegt tief unter ihm und ist von hier aus nicht mehr zu erreichen. Zumindest für heute.

Begegnung mit Elsa

Das ist zu verschmerzen wenn man dafür dann die Eremo di Montecastello finden darf und der Aufstieg zum Kreuz mit so wunderbaren Ausblicken auf den Lago belohnt bekommt.

Spät und erschöpft aber glücklich zurück. Ein schöner Ruhetag.

Montag, den 13.07.2015 – Die 3 Seen Tour

Madonna di Monte Castello über dem Lago di Garda

Heute geht es doch noch zum Lago di Ledro. Allerdings auf der Hauptstr.

Dann zum Lago d’Idro und weiter zum Lago Valvestino (Stausee)

Zum ersten und einzigen male regnete es etwas. Ein lauer Sommerregen. Das war in Ordnung. Das herausragende Ereignis dieser Rundfahrt habe ich in einem gesonderten Bericht, Das VBA-Geheimnis, geschildert. Ansonsten wäre da noch die entspannte Rast in einem Biker-Treff-Ristorante zu nennen, die schönen Begegnungen mit hilfreichen Menschen und den damit verbundenen Erlebnissen.

Und das kam so. In meinen täglichen Aufzeichnungen habe ich einen Tag freigelassen, weil ich meinte, diesen Tag noch nachtragen zu müssen. Als ich dies am nächsten Tag dann machen wollte und im Foto nachsah, wo ich denn an diesem Tag war, fand ich da gar keine Bilder unter diesem Tag. Ich stellte fest, dass die Datumsangabe im Foto gar nicht stimmte und wollte dies dann erst mal später klären. 

Der geschenkte Tag

Dienstag, 14.07.15

Erst als ich am Abend vor dem Abreisetag bei ‚Maria’ schon alles für die Unterkunft bezahlen wollte, klärte sie mich auf, dass es erst Dienstag ist und nicht schon Mittwoch ! Ein geschenkter Tag also. 

So konnte ich heute, da ja erst Dienstag ist doch noch etwas Schönes (also Vespa-Tour) unternehmen. Eine kleine Tour die es aber in sich hatte sollte es werden. Musste ich doch tatsächlich umkehren, da für ‚Roller’ Abfahrt verboten:

Ich will gestehen, dass ich doch längere Zeit mit mir kämpfte, ob ich das Verbot ignorieren sollte. Schließlich war ich in Italien wo man Verkehrsregeln doch sehr eigenwillig auslegt.

Die Vernunft siegte bei dem Gedanken an Colombine. Ich musste ihre Trommelbremsen nicht bis zur Belastungsgrenze austesten. Schließlich brauchte ich sie ja noch für die Heimfahrt und da standen ja noch einige Pässe zum Überqueren an.

Die Strecke ging wieder am Ostufer entlang. Garda kurz ansehen, weiter nach Torri und in San Zeno mediterrane gespeist. Auf der Panorama-Terrasse mit einem herrlichen Blick auf den See. Was will man mehr ? 

Die Surfecke von Torbole

Mittwoch, 15.07.15 Erster und einziger vespafreier Tag

Das ist schnell erzählt:

Spaziergang von Riva zum Hafen, am See entlang nach Torbole, in einer Bar Café getrunken, Souvenirs für die Lieben eingekauft und natürlich fotografiert:

Torbole

Dann in der Hitze wieder zu Fuß zurück. Da war es erst 13:00 Uhr. Viel getrunken und nochmals gut gegessen.

Auf dem Zimmer einfach eingeschlafen. Man sollte es sich nie zu bequem machen. 

Doch es tat gut. Als ich um 16:00 (ca. 😉 wieder aufwachte steckte ich voller Tatendrang. 

Die Route für die Rückfahrt planen. Drei Tage reichen bestimmt gut. Die Strecke mit den Übernachtungsorten mal festlegen. Die Koffer packen, gut das sind in diesem Fall wasserfeste Säcke gewesen.

 Alles gut !

Nochmals zum „Italiener“ (schmunzel) und dann innerlich Abschied nehmen. 

Alles gut !

Donnerstag, 16.07.15

Um 7:30 schon fertig mit dem Frühstück und startklar. Das Heimreisefieber hat mich scheinbar gepackt.

Riva 8:00 ab und schon um 15:20 in Tirano angekommen. Das hätte ich nicht geglaubt. Hatte ich doch den

Passo Campo Carlo Magno mit 1.682 m und den 

Passo Tonale mit 1.884 m zu überwinden gehabt. Davor lagen Orte mit so wohlklingenden Namen wie :

Arco, Ponte Arche, Tione di Trento, Madonna di Campiglio, Ponte di Legno, Edolo und Aprica.

Passo del Tonale, 1884 m

Das nennt man Timing !

Musste mich zwar etwas beeilen um noch das Foto machen zu können, aber ich wollte ja nicht mitfahren, sondern eine Unterkunft finden. Und was für eine ich gefunden habe:

Ostello del Castello. 

Andrea und Alessia mit Samuele (6 Jahre) haben mich herzlich aufgenommen und verwöhnt. Gerne wäre ich noch länger geblieben. 

So reichte es nur für ein köstliches Eis bei dem Onkel der Beiden (http://bistrotmerizzi.it) und für ein längeres Verweilen in der BASILICA MADONNA di TIRANO

Basilica Madonna di Tirano

Freitag, 17.07.15

Letzter Tag ! Schwierig zu beschreiben. Anspannung und Gelassenheit. So vieles erlebt. Wie wird der Rest verlaufen ? Wo nochmal übernachten ? Übersteht Colombine auch den Rest der Reise ?

Um 8:00 Uhr brach ich auf. Italien verlassen schmerzte mich schon etwas. Es sind doch noch über 300 km zu rollern. Um es kurz zu machen. Es gab keine Probleme und lief viel besser als erhofft. Einzig das Sitzen. Da musste ich doch mal die eine Arschbacke mehr belasten um bald wieder auf die andere zu wechseln. Ich habe es überstanden und wurde reichlich belohnt.

Erstaunlicherweise hatte ich nie genug vom rollern mit Colombine. Das Wetter war mit hold.

Die Pannen erwiesen sich als Peanuts. Das gehört einfach dazu. Ich hätte wesentlich weniger zu erzählen und hätte die hilfreichen Menschen sonst nicht kennengelernt. 

Wie gesagt, auch dieser letzte Tag verlief reibungslos. Die Fahrten über den Passo del Bernina, 2.330 m , und den Julierpass,2.284 m, haben nochmals richtig Spaß gemacht. 

Gut ausgebaut bereiteten vor allem die Abfahrten ein richtiges Vergnügen. Ich merkte es Colombine an. Wir zwei könnten zusammen um die Welt fahren 😉

Auf dem Julierpass traf ich Hans aus Norwegen. Die Pause geriet lang und wir sprachen über Gott und die Welt. Getrennt haben wir uns so, wie wir uns getroffen haben: mit einem „Hei“ .

Und dann war ich auch schon wieder in Chur. Tanken und Pause einlegen, ok. Trotz langer Pausen, es war ja erst 14:00 Uhr. Zimmer suchen wie auf der Herfahrt? Weiter fahren und wenn ja, wie weit ?

Eine Gewitterfront in meinem Rücken nahm mir die Entscheidung ab. Weiterfahren! Soweit mich die Vespa trägt. Und sie trug mich prächtig.

Der Vespanachwuchs vor Chur bei einer Vesperpause.

Buchs, Wildhaus, Schwägalp, Kreuzlingen, Konstanz, Allensbach und Markelfingen

Ankunft in Markelfingenschon um 19:00 Uhr. Zur Überraschung und Freude von Hanna !


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