Ein Inseltag im Sommer (1)
Ja, ihr habt richtig gelesen. Laib und Seele! Ich weiss Leib schreibt man mit „e“. Aber in diesem Falle stimmt es ausnahmsweise, auch wenn wir uns auf Heiligem Territorium befinden, der Insel Reichenau. Doch die Bäckerei gleich nach der Allee bei dem großen Parkplatz, die hat für die Besucher alles für „Leib und Seele“ und dazu gehören die Laibe von deren herrlichen unterschiedlichen Brotsorten bis hin zu echten schwäbischen Seelen. Ein aus wenigen Zutaten, wie Mehl, Wasser, Hefe und Salz bestehenden Gebäck, das ich persönlich nicht missen möchte. Und das war nun auch schon meine erste Station als ich auf der Insel ankam. Eine Tasse Espresso und eine Seele mit Butter und ich war rundum glücklich.
Ein herrlicher Platz unter den Bäumen, neben den immens großen Kübeln mit in voller Blüte stehendem Oleandern, die in allen Farben um die Wette leuchteten, hatte ich schnell gefunden. Es war noch früh am Tage und immer noch sehr wenig der „Inselstürmer“, also von den Feriengästen und Tagesausflüglern unterwegs. Mal hier ältere Herrschaften die gerade dabei waren ihr Gepäck wieder richtig auf dem Fahrrad zu befestigen. Dort ein Wanderer, dessen Gepäck erahnen lies, dass er bereits schon lange unterwegs war und von weit her gekommen sein musste, der die Inselkarte an der großen Anschlagtafel genau studierte und eine ältere Dame die genüsslich zu ihrer Tasse Café Zug um Zug ihre Zigarette inhalierte. Den Schluss bildeten eine kleine Gruppe Radler, die wir böswillig schon in früheren Jahren Krampfadern-Geschwader getauft hatten. Es waren die weithin in modernster Montur geteilten Rennradfahrer, die sicherlich heute noch ein wichtiges Zeitprogramm zu absolvieren hatten.
Platz gefunden und dann zuerst ein Rundum-Blick während dem ich genüsslich mich der ersten Leckerei des Tages hingab. Aber dann geht es auch schon weiter. Gegenüber der Bäckerei befindet sich tatsächlich schon das erste Kleinod der Insel, genau das für die Seele. Für den Leib musste ich meine Beine bemühen, denn mit ihnen konnte ich mich auf den Weg machen zur nächsten Station meines Inselbesuches. Aber das dürfte nicht allzu schwer gewesen sein.
Nach ein paar Metern Fußweg stehe ich vor der aus dem 9. Jahrhundert stammenden spätkarolingischen Basilika St. Georg. Es ist überliefert nachzulesen, dass seit dem10. Jahrhundert der Außenbereich nahezu unverändert geblieben sei. Sehr berühmt sind die Wandmalereien im Innern der Kirche. Für Leser die Näheres darüber wissen wollen finden sich bei https://dewikipedia. org viele und detaillierte Angaben.
Darf ich mich nun auch persönlich bei euch vorstellen. Heute fungiere ich mal im Auftrag meiner privaten Recherchen mit Bild und Textmaterial. Ich habe meinen Alltag getauscht mit dem Beruf einer Journalistin oder Reporterin. Dazu lasse ich noch meine kleinen fraulichen fotografischen Kenntnisse einfließen und damit befinde ich mich auf einer Insel-Umrundung. Es ist das erste Mal in den nunmehr 60 Jahren in denen ich hier in unmittelbarer Nähe der Reichenau lebe, dass ich mich auf den Weg mache und diese zu Fuß umrunde. Es ist fasst ein wenig beschämend, doch der Alltag und der Arbeitsprozess haben es mir nur ermöglicht, wenn ich auf die Insel kam dies mit dem Auto zu tun.
Bei St. Georg angekommen musste ich feststellen, dass die Kirche geschlossen war. Aus früheren besuchen kannte ich das nicht. Wie Schade, dachte ich. Während ich mir noch überlege, wann ich zum letzen Mal im innern des Gotteshauses gewesen sein musste und wie es dort nach der aufwendigen Renovierung inzwischen aussehen würde, kam eine Frau aus der Kirche. Sie war gerade dabei abzuschließen. Meine Frage ob die Kirche geschlossen wäre bestätigte sie mir und erklärte auch den Grund dafür. In den Monaten Mai bis Oktober ist das Gotteshaus nur in der Mittagszeit für eine Führung geöffnet. Der Erhalt macht dies erforderlich und gewährleistet, dass die Besucher sich an die notwendigen Regeln halten. Die Türen dürfen nicht offen stehen, damit wird die Substanz, besonders aber die wundervollen Wandmalereien geschädigt. Weiter gibt es Herrschaften die sich im Gotteshaus über ihre mitgebrachten Vesper-Pakete stürzen und somit auch den ganzen Unrat noch hinterlassen.
Ich hatte das große Glück ins innere von St. Georg zu dürfen und noch einen Blick auf die Wandmalereien und die aufwendige teuere Renovierung zu werfen und selbstverständlich das ein und andere Foto noch zu machen. Ich freute mich sehr darüber.
Zwischenzeitlich hatte ich mir überlegt die Seestraße entlang am Ufer weiterzugehen. Noch das ein und andere Foto von der Rückseite der Kirche und weiter ging es an das nahegelegene Ufer des Untersees. Ein Baum spendete den inzwischen so notwendigen Schatten für mich. Dort setze ich mich ein wenig ab und genoss den Blick auf den See und besonders die Ruhe.