Dornröschenschlaf *

“ Es war einmal! „…… So beginnt jedes Märchen. Auch dieses Märchen, doch diesmal ist es kein Märchen für Kinder, sondern für uns Erwachsene. Es ist für uns aufgeschrieben, um uns nachdenklich zu machen, was Märchen normal so an sich haben, doch wie es scheint, ist das was hier passiert schon lange kein Märchen mehr. Wir, die wir in einem wundervollen Land leben, in einem Land des Überflusses, mit allem was wir haben, oder erreichen, auch bekommen und davon sogar so viel, dass wir noch etwas anderen Menschen abgeben können, dieses Land ist mir inzwischen fremd geworden. 

Wer, wenn überhaupt einer von uns hat erkannt oder gar begriffen, wie wertvoll dieses Land ist und wie wir uns in unserer Arroganz, Selbstbezogenheit, unserer Ellenbogen Gesellschaft und unserem Gejammer in einer Super Komfortzone, befinden und uns dabei skrupellos und gleichzeitig miserable benehmen.  

Welch eigenartige Stimmung in unserer Umgebung hat sich hier breit gemacht? Leider merken wir das gar nicht, denn das Land und wir befinden uns in einem „Dornröschenschlaf.“

Einem Dornröschenschlaf, dessen Dornen dieser dicken um uns gewachsenen und erbauten Hecke, die um unseren großen wundervollen Garten entstanden ist, sich bereits auch in unseren Herzen ausbreitet hat und gar nicht mehr bemerkt wird wie Dornenreich wir umgeben sind. . 

Lange, sehr lange ist es her, da gab es eine Zeit in der die Menschen, so schien es fröhlich und glücklich waren und ihre Alltagsbeschäftigungen wie selbstverständlich  wahrgenommen haben. Ihre Freizeit einfach mal so mit anderen verbringen konnten, Musikfeste, Konzerte, Theater, oder andere Gesellschaftlichen Unternehmungen und Verpflichtungen nachgingen, Stundenlang sich mit Freunden und Kollegen, in Lokalen trafen. Bei gemütlichen Beisammensein über Gott und die  Welt diskutierten oder auch auf Reisen waren. Sie lebten in den Städten, oder auf dem Lande in schönen Häusern mit prächtigen Gärten. Sie konnten mit ihren Kindern den Sommer in und an Gewässern mit Sport und Freizeit ohne Einschränkungen voll auskosten. In den Parkanlagen der Städte richteten sie Naherholungsgebiete ein, in denen sie sich nach Herzenslust amüsierten. Sie lagen in der Sonne auf den Wiesen, schauten dabei in den blauen Himmel und beobachteten die Flugzeuge, die über ihnen in alle Himmelsrichtungen ihre Routen aufnahmen. Sie träumten nicht nur davon mitzufliegen, nein sie konnten selbst in diese fernen Länder fliegen , die anderen Kulturen und Lebensgewohnheiten kennenlernen. Oft sich sogar Wundervolles und Einzigartiges als Souvenirs, mit nach Hause zu bringen. Alles was sie sich erträumt, gewünscht oder geschaffen hatten war erreicht. Sie hatten ein wundervolles Leben!

Ihr Land wurde von vielen Kobolden regiert. Da gab es die großen und mächtigen Kobolde, die das Sagen hatten. Dann gab es auch die kleinen Kobolde, welche den anderen nachgelaufen sind und sich mehr im Hintergrund aufhielten und den ganzen Tag nichts anderes zu tun hatten, als Bücklinge vor den Großen zu machen und ihnen sogar nach dem Mund redeten. Dann gab es weitere Kobolde, die sich ebenfalls im Hintergrund aufhielten, dort aber alle Fäden in der Hand hielten, sich damit Stimmrechte und Vorteile verschafften. Sich in alles was die mächtigen Kobolde sagten oder Taten, einmischten und ihnen wundervolle Eingebungen zuflüsterten.  Die mächtigen und großen Kobolde begriffen gar nicht, wie sehr sie oft von diesen im Hintergrund manipulierenden Kobolden für allerlei komische Dinge missbraucht wurden.

Noch so manche Kobold Spezies gab es in diesem Land. Alle hatten etwas zu sagen, zu bestimmen, vorzuschreiben und zu erlassen. Wie sie das taten, von wo aus sie ihre Vorschläge, Einwände, Richtlinien und Bestimmungen herleiteten und von welcher Stadt, welchem Standort aus, sie das machten, hing einzig und allein von der Farbe ihrer prachtvollen Kleidung ab. Da waren die in den roten, schwarzen lila, gelben oder blauen Gewändern, alle unterschiedlich überaus prachtvoll verziert, bestickt oder mit goldenen Geschmeide unterlegt. Alles in allem war es ein Bunter Haufen, der sich seiner  Stellung und seines Einflusses voll bewusst war. Schließlich waren sie wer und hatten ja eine Bestimmung zu erfüllen.

 Alle Kobolde waren, von sogenannten Untertanen, wie sie das gemeine Volk sahen und einstuften, gewählt worden. Sie waren nach diesen Wahlen überhäuft mit Bekundungen und Vorschusslorbeeren geschmückt worden. Aus einem übergroßem Vertrauen heraus waren diese Kobolde in ihre Aufgabe geschickt worden, um diese richtig wahrzunehmen und die Belange ihrer Untertanen zu vertreten und zum „Wohle Aller“ zu erfüllen.  

Die mit den roten Koboldkleidern lebten meist in der großen Stadt, von wo aus sie ihre Amtsgeschäfte führten. Dazwischen gab es auch welche, die ihre schwarze Kleidung besonders hervorhoben, hinter der aber manchmal bei bestimmten Bewegungen die sie unternahmen unterschiedlichsten Farbtupfer anderen Kobolde zu erkennen waren. Aber das konnte man nur gelegentlich und sehr undeutlich wahrnehmen, ja meist sogar nur verschwommen sehen, oder erahnen. Die mit Blauer, Grüner, oder Gelber Kleidung blieben in gebührendem Abstand zu den Kobolden mit der Schwarzen oder Roten Kleidung.  Manche trugen sogar Rosafarbene und dazu eine Rosarote Brille auf ihren Nasen.  Die machten meist wenig Reden von sich. Aber sie versuchten durch Augenwischerei, das ihre Aufgabe war mit dabei zu sein. Die, mit der lilafarbenen Kleidung, waren noch eine ganz besondere Spezies. Sie hatten bei den Alltagsgeschäften der anderen so gut wie nichts zu sagen. Wenn sie sich aber einmischten, waren ihre Aussagen angehaucht von Frömmeleien, verstrickt in undurchsichtige wortgewaltige Angaben, aber meist weit entfernt von jeder Realität. Auf diese Art waren sie in dem festen Glauben etwas zu sagen, doch etwas gesagt hatten sie nicht.

Bei allen gab es unterschiedliche Aufgabengebiete, die sie bedienen mussten. Sie verwalteten das, Geld, oder gaben es aus, je nach Meinung, die gerade aktuell war. Sie hatten Wissenschaftliche Berater, Rechtsbeistände, Industrie, Gesundheitsexperten, Banken, Kirchen, Institutionen, die als Vertreter einer Minderheit in der Bevölkerung, ihre Stimme einsetzen sollten. Doch bei genauerem Hinsehen musste jeder in diesem Lande erkennen, dass das alles nur wie ein großes Kartenhaus aufgebaut war, und das Meiste von „Fake news“  bestimmt wurde. Wenn sich nun ein Kobold an das Kartenhaus heranschlich um sich eine dieser wundervollen bunten Karten zu nehmen, brach urplötzlich das Kartenhaus zusammen. Dann versuchten viel dieser dabei beteiligten Kobolde noch schnell bevor es von den Untertanen bemerkt wurde alles wieder aufzubauen. Dabei verwendeten sie die Karten des zusammengefallenen Kartenhauses bildeten damit ein neues Haus, das dem anderen zwar nicht gleich war , aber so geschickt getarnt , dass es bei nicht näherem Hinsehen dem alten wie ein Ei dem anderen glich. Dieses Spiel wiederholten die Kobolde immer wieder, weil es ihnen wie kleinen Kindern Freude bereitete aufzubauen umzustossen und wieder neu aufzubauen und so weiter….. In diesen Spielen waren sie so gefangen, dass ihnen total entgangen war, dass sie jedesmal wenn sie das Kartenhaus zum Einsturz brachten und danach neu errichteten, verloren sie immer wieder ein bisschen Farbe von ihrer Kleidung. Wie sollte das bloß weitergehen?

Plötzlich, wenn man genauer hinsah zeigte Keiner der Kobolde mehr Farbe. Sie verblasste zusehends, bis fast zur Unkenntlichkeit, hinter der sie sich als letzten Rettungsversuch dann verschanzten. Trotzdem redeten und redeten sie, unaufhörlich weiter in ihrer unverständlichen Sprache, erließen Verordnungen und Gesetze, zerstritten sich über unwesentlichen Nichtigkeiten und bemerkten nicht wie unfähig sie inzwischen geworden waren. Und dann kam das große Chaos.

Leider hat das Märchen im Augenblick kein Happy End. Es ist auch bislang kein glückliches Ende abzusehen. Keiner der Kobolde  weiss was zu tun ist. Sie sind zerstritten und versuchen Einigkeit zu zeigen. Doch sie haben nicht verstanden, dass Einigkeit in einer solchen Krise auch vom Wohle der Untertanen abhängt. Dieses Wohl lässt sich aber nicht dadurch erreichen, dass man die Farbe mal schnell wechselt, oder andere attackiert, oder ihnen nach dem Mund redet und das zusammengestürzte Kartenhaus einfach mal schnell wieder aufbaut und so tut wie wenn nicht’s damit geschehen wäre. Die ein und anderen Kobolde versuchten sich nun in die Belange der umliegenden anderen Ländern einzumischen. Doch auch das schlug fehl. Und so standen sie plötzlich vor einem Scherbenhaufen ungeahnten Ausmaßes. Hier wäre nun angezeigt Farbe zu bekennen. Die Untertanen ehrlich und offen zu informieren, sie um Mithilfe zu bitten, nicht halbherzig an sie zu appellieren was Gemeinschaft und Gemeinsinn bedeutet. Doch das taten die Kobolde nicht. Sie verschanzten sich weiter hinter ihren inzwischen farblosen Gewändern im Glauben, dass alles noch immer so bunt ist wie zu beginn der Geschichte. Doch das war alles schon lange verloren, und bei näherem Hinsehen konnte man erkennen dass alles auf besten Wege war in einen Abgrund zu stürzen.

Leider hat dieses Märchen bis jetzt keinen Helden, keinen Retter und kein Happy End, nach dem Motto: und wenn sie nicht gestorben sind. Es gibt nur eins! Wir haben es selbst in der Hand etwas daran zu ändern und uns aus dem Dornröschenschlaf zu befreien. Was dem Märchen als Ausweg und zu einem glücklichen Ende im Wege steht, ist die Mutlosigkeit, Resignation, und der Verlust des Glaubens an das Gute im Menschen. Die Kraft und der Wille zur Veränderung, dies jetzt bewusst wahrzunehmen, zu hinterfragen und dann diesen Weg mutig zu gehen. 

Sich gemeinsam zusammenzuschließen, das Wichtige und Gute tun, uns von Unwichtigem, Nörgeleien, Selbstmitleid und ständig zunehmenden Ängsten zu befreien. Soziales Verhalten auf allen Ebenen wieder aufzubauen, egal welcher Gesinnung er Einzelne angehört. Auch er hat ein Recht ausreden zu dürfen und gehört zu werden und seine Meinung und Sichtweise zu äußern.  Weiter sich nicht von falschen Obrigkeiten und wenig weitsichtigen Vorgaben manipulieren zu lassen, sondern lasst uns:

“ das Netz vom eigenen Verstand nehmen“. 

Offenheit für einen Weitblick erarbeiten, den Glauben jedes Einzelnen an eine Veränderung stärken, bei der er selbst im Allerkleinsten etwas bewirken kann. Nur das zählt in der großen Gemeinschaft. Unser Gedankengut ist Wegweiser und kann Änderungen herbeiführen, neues Vertrauen aufbauen um mit den augenblicklichen Gegebenheiten fertig zu werden. Einsicht und Weitsicht sind wichtige Steine auf dem Weg wieder in einen lebenswerte Welt zu gelangen.

(c) Bildausschnitt: bei Hubertus Graef aus dem Buch

„Die Offenbarungen des Schwarzen Quadrats“

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