Von Fußabdrücken, Prominenten und Schimpfwörtern

Ein Spaziergang auf dem Höchsten

Ein Spaziergang auf dem Höchsten

Nebelschwaden ziehen über den See. Es ist Samstag! Ein Novembertag wie wir ihn kennen. Grau in grau ! Auch die Wolkendecke reißt heute mal wieder nicht auf. Also was tun? Es bietet sich geradezu an, in Höhere Regionen zu fahren und ein wenig Ausschau nach der November Sonne zu halten. Wer weiß vielleicht klappt’s?

Es ist unser 51. Hochzeitstag! Ein guter Grund zum Feiern. Deswegen sollten wir aus dem dristen Grau herausgehen und eine richtige gemütliche Ausfahrt machen. Um vielleicht doch noch der Sonne auf die Spur zu kommen, bietet es sich an auf den Höchsten zu fahren. Ab gehts, über Stockach, Frickenweiler, Kalkofen, Liggersdorf, Herdwangen, Oberrickertsreute, Unterboshasel, Lichteneck, eine kleine Strecke durchs Deggenhausertal, um nur einige der von uns durchgefahrenen Ortschaften zu nennen, die sich entlang des Höhenrückens zwischen Bodensee und Pfullendorf erstrecken. Ein kurzer Blick von weitem auf Heiligenberg, dessen markantes Wahrzeichen, das Schloss, sich verschleiert aus der umliegenden Umgebung erhebt. Die Zufahrtsstraße dorthin ist zur Zeit leider gesperrt. Also fahren wir weiter.

Ein wenig Glück braucht man heute schon, um auf der Fahrt die Sonne zwischen dunklen Wolken hindurch, aufblitzen zu sehen. Doch gleich darauf verschwindet sie wieder. Dann, endlich ist es soweit. Vor uns liegt der 171m hohe Sendemast des Senders Ravensburg, das Wahrzeichen des Höchsten. Weithin sichtbar- vor den dunklen Wolken und kahlen Bäumen erhebt er sich fast ein wenig gespenstisch.

Auf dem Parkplatz angekommen, heißt es aussteigen. Schließlich wollen wir einen Rundgang machen und anschließend zum Mittagessen in den Berggasthof gehen. In der feuchten kühlen Höhenluft muss man sich schon ein wenig in wärmende Kleidung einwickeln. Die herrliche Landschaft in schummriges Licht getaucht, liegt vor uns. Wieder sieht es am Horizont kurzzeitig so aus, als ob die Sonne doch noch zum Vorschein kommen wollte. Aber dann ging sie wieder auf Rückzug und wir auf Fußmarsch.

Der Höchsten ist mit 837,8 m die höchste Erhebung Oberschwabens und des Linzgaus. Er ist außerdem die Höchste, nicht zur Alb gehörenden Erhebung im Landkreis Sigmaringen, sowie im Bodenseekreis und zwischen den Hegau- Vulkanen und dem Allgäu.

Wir lassen das Auto auf dem oberen Parkplatz stehen und gehen die wenigen Schritte zur Schutzhütte. Herrlich der Blick ins weite Land, in Richtung Schweiz und Österreich. An sonnigen Tagen und bei guter Sicht liegt ein beeindruckendes Bergpanorama vor dem Besucher. Aus östlicher Richtung ist der Widderstein, zu erkennen, vorbei am Hohen Kasten, im Süden dann der Hausberg wie wir ihn scherzhaft nennen, der Säntis, dem schließen sich die Kurfürsten an. Zu guter letzt im Westen zeigt sich das gesamte Hegau- Panorama. Natürlich dazwischen erkennen wir ein kleines Stück der spiegelnden Oberfläche des Bodensees. Doch leider heute nichts von alledem.

Trotz wiederkehrender Nebelschwaden und grauen Wolken, erwartet uns ein faszinierender Rundblick. Wenn auch nicht mit den Bergen, dem See und dem Hegau. Nicht weiter schlimm, sagen wir uns, denn auch so hat die Landschaft einen besonderen Reiz.

Ein etwas unangenehmes Gefühl in der Magengegend erinnert uns schlagartig daran, dass wir uns langsam auf den Weg machen sollten, um endlich im Berggasthof noch ein Mittagessen zu bekommen. Also los!

Damit wir nicht den falschen Weg nehmen, werden wir von dem Herrn am Zaun in die richtige Richtung geschickt. Diesen Herren, die als Wegweiser hier oben bei Wind und Wetter stehen, führen den Besucher geradewegs auf den schwäbisch- alemannischen Mundartweg.

Der Rundweg unterhalb der Aussichtsplattform geht vorbei an den Schautafeln mit schwäbisch- alemannischen Redewendungen und den Fußabdrücken Prominenter Bürger, die hier oben ihre Füße und Unterschriften verewigt haben. Eine willkommene Abwechslung beim Abstieg in Richtung Kräutergarten und Berggasthof. Von weitem schon, sehen wir auf dem Parkplatz die vielen Autos, die eine große Besucherzahl im Gasthof vermuten lassen.

Doch wenden wir uns erst einmal den Schautafeln und Fußabdrücken zu. Schnell erkennen wir, dass hier auf eine lustige und trotzdem interessante Art, etwas über die Sprachgrenze dieser Gegend vermittelt werden soll.

Schwäbisch- alemannische Sprachbegriffe und Redewendungen kann man hier studieren und dabei herzhaft lachen. Mit den entsprechenden schriftdeutschen Begriffen auf der gegenüber liegenden Seite der „Buchblätter“ sind Worte und Sätze in einer verständlichen sprachlichen Information nachzulesen.

Vertreter aus Politik, Kunst, Theater, Schauspiel, Musik, Literatur und Hochadel sind mit ihren Fußabdrücken am Wegesrand vertreten. Der Bekanntheitsgrad derer was Rang und Namen hat ist breitgestreut.

Zwischen den Mundart Tafeln auf den Betonblöcken finden sich Namen wie der des alemannischen Mundart Dichters Walter Fröhlich, oder der des Schriftstellers Martin Walser, den ehemaligen und jetzigen Baden- Württembergischen Ministerpräsident Erwin Teufel, Lothar Späht oder Winfried Kretschmann.

Weitere Prominenz sind die gräfliche Familie Bernadotte, das Oberhaupt des Württembergischen Königshauses. Namhafte und bekannte Künstler wie Ursula Cantieni, Peter Schell, die Geschwister Hofmann, für die es wohl ein Heimspiel sein dürfte und nicht zu vergessen Johann Lafer und viele mehr.

Es ist Interessant und faszinierend, die Namen den Unterschriften zuzuordnen. Manche waren so verfremdet, dass selbst das sich vorbuchstabieren nichts mehr nützte. Eine Unterschrift ist eben etwas eine Unterschrift und damit etwas Besonderes.

Nun frage ich Sie……haben sie sich schon einmal mit Schimpfwörtern an ihrem gegenüber ausgelassen? Natürlich, das tun wir doch alle mal viel zu gerne, wenn uns etwas gegen den Strich geht. Meist aber im stillen Kämmerlein, denn man will ja nicht auffallen. Aber wer von Ihnen hat sich schon einmal mit dem „Schimpfwort Lexikon“ eines Schwaben beschäftigt?

Diese Art der Kommunikation ist schon ein wenig besonders und auch schräg. Aber trotzdem von einer Ausdrucksform, bei der man meist dem Schimpfenden überhaupt nicht böse sein kann. Die Ausdrucksform ist in seiner Umschreibung schon wieder liebenswert und freundlich.

Haben Sie schon einmal einem Schwaben zugehört, wenn er einen Bekannten nach längerer Zeit wieder trifft und ihn dann begrüßt? Diese Wucht von Kraftausdrücken und gleichzeitiger Beschimpfung in einem singenden Tonfall, dem kann kein anderer Schwabe widerstehen.

Mundartweg

Im Sommer 2003 wurde dieser Mundartweg mit den Tafeln möglich gemacht durch die Initiative einer Pfullendorfer Privatperson, die sich sowohl mit der Gestaltung als auch mit der Ausführung und Anbringung hier einen, sagen wir „Traum“ erfüllt hat. Die schwäbische – alemannische Bevölkerung die sich für Mundart und Kultur der Gegend einsetzt und stark macht wird es ihm danken.

Langsam schlenderten wir den Hügel hinunter zum Berggasthof. Inzwischen war unser Magen nicht mehr so freundlich gestimmt. Schließlich hatte er heute nicht sehr viel zum Frühstück bekommen.

Als wir in die Gaststube traten, bestätigte die Autokolonne auf dem Parkplatz unsere Erwartung. Die Gasträume waren voll besetzt und die Kellner und Bedienungen rannten mit vollen Teilen an uns vorbei. Der Chef des Hauses bat uns doch irgendwo an der Theke Platz zu nehmen. Wenn ein Tisch frei wird werden wir schnellstmöglich bedient.

Mundartweg auf dem Höchsten

Also setzten wir uns zu den ebenfalls auf einen Tisch wartenden Gästen an die Theke zu einem Alkoholfreien Bier und einem Tee. Inzwischen brachte uns die Bedienung die Speisekarte, damit wir erst einmal uns informieren konnten, was die Küche an herrlichen Köstlichkeiten zu bieten hatte. Nach geraumer Zeit kam der Ober und holte uns an den Stammtisch. Dort saßen bereits die zwei Damen die mit uns an der Theke gewartet hatten. Wir unterhielten uns angeregt mit den Damen und hatten viel zu lachen, bis unsere Essen kamen. Genüsslich mit Käsespätzle und Gaisburger Marsch konnten wir uns nun, auf gut schwäbisch das „Ränzle“ füllen.

Gut gestärkt ging es auf dem unteren Mundartweg bis zur Aussichtsplattform zurück. Dort hatten sich zwischenzeitlich einige Frauen mit Fotoapparaten und Handys bewaffnet eingefunden. Witzigerweise war der Nebel so gut wie verschwunden und die Sonne war aus ihrem Versteck gekommen. Also gab es ein herrliches Abendrot. Auch ich holte schnell mein Smartfon wieder hervor, um den unerwarteten Sonnen Untergang aufzunehmen.

Mundartweg

Zum Abschluss möchte ich mit diesen Aufnahmen den Tag ausklingen lassen.

Mundartweg
Mundartweg

Die Bilder sprechen für sich!

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